Pflege nie alleine und nur unter Anleitung einer erfahrenen Pflegestelle. Dieser Leitfaden ersetzt keine Betreuung und auch keine behördliche Genehmigung. Versorgung mit MilchIch verwende Milchpulver. Die Milch wird für jede Mahlzeit frisch angerührt. Im Medela-Döschen kann ich ca. 5ml Wasser mit etwa einem halben Espresso-Löffel an Milchpulver verrühren. Die Konsistenz sollte zwischen Kuhmilch und Sahne liegen.   Die Milch wird in die Pipette gezogen. Vor dem Füttern teste ich mit ein paar Tropfen am Handgelenk, ob die Milch nicht zu heißt ist.   Zwergfledermäuse sind Spaltenbewohner und das merkt man auch beim Füttern. Sie wollen unten und oben Körperkontakt, sonst versuchen sie sich sofort panisch zu verstecken. Ich setze die Tiere auf ein Stückchen Klopapier und nehme sie so in die Hand, dass mein Zeigefinger auf ihrem Kopf liegt.   Zwergfledermäuse trinken pro Mahlzeit von ein paar Tropfen bis zu einer halben Pipette. Die allererste Mahlzeit sind meistens, da die Milch ungewohnt schmeckt, nur ein paar Tropfen. Grundsätzlich sollte man keine Panik haben, zu wenig zu verfüttern. Dann sind die Tiere beim nächsten mal nur noch gieriger und kriegen automatisch mehr. Wenn die Milch ein paar Sekunden am Mund steht, bevor sie geschluckt wird, ist das Tier satt. Fängt das Tier beim Füttern an zu nicken, hat es definitiv genug. FütterungsintervallNoch nackte Tiere fütter ich alle 2,5-3h. Es ist immer das letzte was ich abends tue (23 oder 0Uhr) und das erste morgens (6-7Uhr). Nachts wird nicht gefüttert, die Mütter wären da auch unterwegs und kommen nur bei ausreichendem Jadgerfolg und auch nur bei Neugeborenen zurück. Nur wenn ein Neugeborenes gefunden wird (mit Nabelschnur), würde ich in den ersten paar Nächten deshalb einmal aufstehen zum Füttern. Wer trotzdem jede Nacht alle paar Stunden füttert, macht aber nichts verkert. Die Tiere entwickeln sich wahrscheinlich etwas schneller.   Mit jeder Woche, die das Tier älter wird, lass ich eine halbe Stunde mehr Zeit beim Füttern. Wenn ich beim Füttern merke, dass die Tiere sehr eingefallen sind an der Hüfte, muss ich das Intervall etwas kürzer wählen.   Keine Panik, wenn mal eine Fütterung ausfällt oder sich verspätet. Die Tiere müssen auch in der freien Natur damit zurecht kommen. WarmhaltungFledermausbabys müssen immer warm gehalten werden. Die Wärmequelle wird in Tücher gewickelt, dass sich die Tiere einkuscheln ud verstecken können. Etwa jeder Woche oder wenn es mir stinkt, werden die Tücher gewechselt.   Ich habe keine gute Erfahrung mit der "Knuddelfraktion" gemacht. Nach dem Füttern kommen die Babys wieder auf ihre Wärmequelle und werden nicht stundenlang in der Hand geknuddelt. So bleiben sie mir misstrauisch gesinnt und reagieren genervt, wenn ich sie in die Hand nehmen will. Das sorgt für erhebliche Vorteile beim Flugtraining (versuchen in der Regel von selbst zu fliehen/fliegen) und beim Füttern vor der Auswilderung (fressen aggressiv und unter Umständen dann schon ganze Würmer). "Zivilisationskrankheiten"Diese Punkte stehen mit Absicht hier und nicht in der Kathegorie "Verletzungen", da sie nur bei Tieren in menschlicher Pflege auftreten. Die Gründe sind nicht immer klar. FaulheitEs gibt immer wieder Berichte, dass Jungtiere nicht fliegen wollen und nur faul in der Ecke rumhängen. Ich kann nur spekulieren, da ich dieses Phänomen nicht kenne. Eventuell sind die Tiere zu dick gefüttert oder auch in zu kurzen Intervallen. Mit einem vollen Bauch gibt es dann gar keinen Grund für die Tiere zu fliegen. Vor den abendlichen Flugübungen mach ich mindestens 5 Stunden, eher einen ganzen Halbtag Pause. Wenn ein Tier trotzdem nicht fliegt und nur aufgeregt auf der Hand hoch und runter rennt, kriegt es sein Futter natürlich trotzdem. Die anderen erst nach dem Fliegen. Außerdem müssen die Fledermäuse richtig wach sein, also vorher warm gehalten werden. Sie finden es dann gar nicht witzig, wenn ich sie mit meinen immer kalten Händen schnappe und wollen schnell weg. FellausfallBei manchen Tieren verschwindet das Fell am Kinn/Bauch, bei anderen wird es insgesammt schüttern. Wenn ich die ersten Anzeichen sehe, fang ich an, mit Mehlwurminnerein zuzufüttern. Ich reduziere den Stress der Tiere, indem ich nicht so oft wie möglich, sondern in sinnvollen Intervallen fütter. Außerdem pass ich auf, dass keine Milch ins Fell läuft, da das eventuell einen Juckreiz auslöst. Alles in allem fahre ich damit sehr gut, ich habe so gut wie nie Fälle.   Bei adulten Fundtieren, die ohne Fell aufgefunden werden, besteht Hautpilzverdacht. Mehr dazu hier.   Verformte Knochen / RachitisRachitis entsteht durch Kalziummangel in den Knochen, der dadurch nicht richtig aushärtet. Die noch weichen Knochen der Jungtiere können sich dadurch verformen, das reicht von kleinen Kurven in den Fingerknochen bis zu abgeknickten Armknochen. Sind die Knochen einmal krumm, werden sie nicht wieder gerade und das Tier ist schlimmstenfalls dadurch flugunfähig. Für die Aufnahme von Kalzium benötigen die Tiere Vitamin D. Sind erste Anzeichen zu sehen, kann man das Tier zum Füttern raus setzen (Vitamin D) und etwas Kalzium (Kalk) in die Milch mischen. Es ist für mich eher ein theoretischer Tipp, ich habe eigentlich keine Tiere mit Rachitis. Allerdings fütter ich aus praktischen Gründen sowieso oft draußen auf der Terrasse. Ich würde die Milch auf keinen Fall zu früh absetzten (eine Milchmahlzeit morgend bleibt bei mir bis zum Ende). Bis die Tiere fliegen können, werden sie vom Muttertier gesäugt. Ich habe außerdem den Verdacht, dass es einen Zusammenhang mit Überfütterung gibt. Das sind aber alles Spekulationen.   Bitte die Flügel von Babys und Jungtieren nicht auseinander machen. Es ist zum einen oft unnötig und man braucht viel Erfahrung, sonst beschädigt man die weichen Knochen. ParasitenFledermausbabys wie Alttiere können Parasiten haben. Sind das nur ein paar, ist das auch gar nicht schlimm. Man kann sei gut mit einem Tesa-Streifen absammeln und dann sofort platt drücken. Nach dem Füttern sollte man sich die Hände waschen.   |
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